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Gelesen: Flowers for Algernon


Flowers for Algernon (Blumen für Algernon) - Daniel Keyes

Charlie Gordon ist 31 Jahre alt und besitzt einen IQ von lediglich 68. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt als Putzkraft in einer Bäckerei. Charlie ist sich seiner Dummheit bewusst und wünscht sich sehnlich, schlau zu werden. Schlaue Leute, so erhofft er sich, haben mehr Freunde. Denn er ist sich durchaus seiner Außenseiterrolle bewusst. Und tatsächlich: Er erhält die Gelegenheit an einem Experiment teilzunehmen. Durch eine Operation an seinem Gehirn soll sich seine Intelligenz verbessern.
Zunächst ist die weiße Labormaus Algernon, an der die Operation als erstes durchgeführt wurde, noch intelligenter als Charlie. In Labyrinthtest ist die Maus immer schneller als der junge Mann. Doch nach einigen Monaten ist Charlie ein anderer Mensch. Mittlerweile arbeitet er selbst als Forscher in der Arbeitsgruppe der beiden Wissenschaftler Strauss und Nemur; eben jene, die an ihm das Experiment durchgeführt haben. Sowohl seinen alten Kollegen in der Bäckerei als auch seiner Freundin Alice wird Charlies immer höher werdende Intelligenz unheimlich. Er vereinsamt zusehends. Seine Persönlichkeit wächst nicht in dem Tempo wie seine Intelligenz. Besonders sein Sexualleben bereitet Charlie jetzt massive Probleme. Im Rahmen seiner geistigen Veränderungen kommen nach und nach auch die dunklen und alptraumhaften Erinnerungen an seine Kindheit hoch. Seine Mutter hatte ihren minderbemittelten Sohn nie akzeptiert, bis er schließlich von ihr verstoßen wurde. Auch mit diesem seelischen Ballast muss er sich jetzt auseinandersetzen. Es kommt zu Treffen mit seinem Vater, seiner Schwester und seiner Mutter.
Auf einem Kongress in Boston sollen die bahnbrechenden Ergebnisse der intelligenzsteigernden Operation präsentiert werden. Während des Aufenthalts durchschaut Charlie schließlich seine Mentoren. Er erkennt zum einen, dass er ihnen mittlerweile geistig ganz und gar überlegen ist. Er spricht über ein halbes Dutzend Sprachen, schreibt Klavierkonzerte. Zum anderen wird ihm klar, dass die beiden Forscher ihn trotzdem noch als Gegenstand ihrer Experimente und nicht als Individuum betrachten. Mitten im Vortrag auf dem Kongress befreit er Algernon aus seinem Käfig und die beiden tauchen unter. Der noch immer intelligenter werdende Charlie Gordon will die Forschungen auf eigene Faust weiterbetreiben. Zeitweilig ist Algernon nun sein einziger Freund. Die beiden schauen zusammen Baseball. Zur selben Zeit lässt sich Charlie auf eine Affäre mit Fay ein.
Doch auf einmal zeigt Algernon Verhaltensauffälligkeiten, die ein Vorzeichen für Charlies Entwicklung sind. Das Blatt wendet sich zu einem tragischen, bedrückenden und herzerweichenden Ende.
Die Geschichte wird mittels Fortschrittsberichten erzählt, die Charlie im Rahmen des Experiments schreiben muss. Dabei stellt Daniel Keyes durch Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion, Wortschatz und Themen die Entwicklung von Charlies Intelligenz dar. So schreibt er zu Beginn noch, er sei der ersde Mensch desen Intelgents durch die Schirurgi erhöt wird. Auf dem Höhepunkt seiner geistigen Fähigkeiten beschreibt er in einer wissenschaftlichen Abhandlung dann den Algernon-Gordon-Effekt.
Flowers for Algernon erschien 1959 als Kurzgeschichte und 1966 als Roman. Das Werk wurde mit dem bedeutenden Hugo Award ausgezeichnet. Die Verfilmung Charly von 1968 erhielt den Oscar für den besten Hauptdarsteller (Cliff Robertson).
Daniel KeyesDer Autor Daniel Keyes wurde 1927 in New York geboren. Er ist studierter Psychologe, war aber unter anderem in den 50er Jahren ein renommierter Science-Fiction Autor (Marvel). 1966 wurde er Professor für Englisch und Erzählungen an der Universität von Ohio. Im Jahre 2000 emeritierte er.
Das Buch handelt von der Ausgrenzung Andersartiger. Charlie ist sowohl als Minderbemittelter als auch als Genie unter normalen Menschen einsam. Es stellt sich die Frage, was erstrebenswerter ist: Allwissen oder Menschlichkeit? Charlie selbst wird vorgeworfen, er sei ein Genie voller ignoranter Arroganz. Besonders in Zeiten niedrigerer Intelligenz zeigt er rührende Menschlichkeit. Nicht nur durch Zitate erinnert Blumen für Algernon an Platons Höhlengleichnis. Die Wissenschaft und ihr Anspruch auf Unfehlbarkeit wird aufs Schärfste kritisiert. Und in Frage gestellt. Die Forscher werden mitunter als Blender beschrieben, die nicht die unnahbaren Größen sind, die sie zu sein vorgeben.
Das Buch hat unglaublich bewegende Momente. Als Charlie zum Beispiel klar wird, dass seine Kollegen in der Bäckerei nicht mit ihm, sondern über ihn lachen. Das Herz zieht sich zusammen, wenn beschrieben wird, wie Charlie, der Schuljunge, mit vollgemachten Hosen auf die zornige Strafe seiner Mutter in der Küche wartet. Der Titel des Buches ist zunächst etwas verwunderlich und man kann sich den Sinn nicht erklären. Auf den letzten Seiten wird das auf eine sehr nahe gehende Art und Weise erklärt. Ab da habe ich das Buch weinend zu Ende gelesen. Und der letzte Satz, in diesem Zusammenhang unglaublich anrührend, gehört zum Besten, was ich jemals gelesen habe.

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